Mitrofan Lodyschenski

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Mitrofan Wassiljewitsch Lodyschenski (russ. Митрофа́н Васи́льевич Лоды́женский, in manchen Quellen auch Лады́женский (Ladyschenski), *15. Februarjul./ 27. Februar 1852greg; † 18. Maijul./ 31. Mai 1917greg) war ein russischer Religionsphilosoph, Dramatiker und Staatsmann, vor allem bekannt für seine Mystische Trilogie, bestehend aus Überbewusstsein und wie es erlangt werden kann, Unsichtbares Licht und Dunkle Kraft.

Lodyschenski wurde am 27. Februar 1852 in der Nähe von Tula im Russischen Reich als Sohn von Wassili Wassiljewitsch und Olga Alexejewna Lodyschenski geboren. Er stammte aus altem russichen Adel und war ein entfernter Verwandter des Komponisten Nikolai Lodyschenski. Er erhielt eine religiöse Erziehung, und die meisten seiner nahen Verwandten – sein Vater, seine Mutter und drei seiner vier Schwestern – gingen später ins Kloster.

1873 machte Lodyschenski seinen Abschluss am Agrarwissenschaftlichen Institut St. Petersburg und arbeitete dann als Förster bei der Forstverwaltung im Gouvernement Wologda und in Tula als Landkapitän (Aufseher) des Bezirks Tschernski. 1881 heiratete er Olga Pawlowna (bzw. Alexandrowna nach abweichenden Quellen) und führte mit ihr 30 Jahre eine glückliche Ehe. In der Forstverwaltung stieg er weiter auf und war 1884 bis 1886 ihr Leiter. Danach war er Vizegouverneur in Semipalatinsk (1896 bis 1898), Witebsk und Mogilew. Nach langen Jahren im öffentlichen Dienst wurde er schließlich Staatsrat und mit den Orden von St. Wladimir (3. und 4. Klasse), St. Stanislaus (2. und 3. Klasse) und St. Anna (3. Klasse) ausgezeichnet. Dennoch war er immer in finanziellen Schwierigkeiten und war gezwungen, beim Innenministerium eine Pension zu erbitten. Nach seiner Pensionierung bereisten er und seine Frau die Welt, u.a. Indien, Ägypten und Japan. Er begann auch zu schreiben und verfasste mehrere Stücke — Iz novenkikh (Brandneu) und Lozhny vzglyad (Falsche Ansichten) — die am Russischen Dramatischen Theater in Moskau gut aufgenommen wurden.

Lodyschenskis Hauptinteresse galt jedoch Mystik und Esoterik, vor allem der Theosophie. Er war Mitglied und Sekretär der Russischen Theosophischen Gesellschaft und befreundet mit dem Esoteriker P.D. Ouspensky. Wie Helena Blavatsky, Lew Tichomirow und andere zeitgenössische Denker versuchte er, Philosophie, Religion und Mystizismus zu einem einheitlichen Lebensweg zusammenzuführen. Er war vertraut mit der hinduistischen Yoga-Tradition und erkannte darin Parallelen zur ostkirchlichen orthodoxen Mystik; für ihn waren beide im Wesen dasselbe. Bei einer Zusammenkunft der Religiös-Philosophischen Gesellschaft St. Petersburg zum Thema Theosophie im November 1909 erklärte er: „Es ist möglich, ein wahrer Christ und ein echter Theosoph zu sein.“ Später allerdings kam er zu der Überzeugung, dass Theosophie und Christlichkeit letztlich unvereinbar seien, und beteuerte seinen russisch-orthodoxen Glauben. Sein Hauptwerk, die Mystische Trilogie, in der es um die Unterschiede zwischen Orthodoxie und anderen mystischen Traditionen geht, zeichnet diese Verschiebung der Anschauung nach und wurde sehr erfolgreich. Das Unsichtbare Licht wurde durch Bischof Nikon (Bessonow) von Jenissei-Krasnojarsk hoch gelobt, und Sergei Glagolew von der Theologischen Akademie Moskau urteilte (trotz einiger Vorbehalte), Lodyschenski würde „einfach, klar und überzeugend die apologetische Bedeutung mystischer Phänomene aus orthodoxer Perspektive herausarbeiten.“

Den Sommer 1910 verbrachten Lodyschenski und seine Frau Olga im Dorf Bassowo, nur wenige Meilen entfernt von Jasnaja Poljana, dem Anwesen des Schriftstellers Leo Tolstoi, dem sie im späten Juli ihre Aufwartung machten. Der Komponist Alexander Goldenweiser, eine enger Freund Tolstois, bezeichnete Lodyschenski als „sehr laut und gesprächig“, und Sofia Tolstoi, die Frau des Autors, beschrieb die Lodyschenskis als „interessante, lebhafte Leute“. Lodyschenski sprach mit Tolstoi über Yoga, Hypnose, Theosophie und christliche Askese und machte ihn mit der Philokalie bekannt, eine der grundlegenden Sammlungen spiritueller Texte des Orthodoxen Kirche. Einige Tage später trat Tolstoi einen Gegenbesuch an, um das Gespräch über die Philokalie fortzusetzen. Dies blieb ihre letzte Begegnung, denn Tolstoi starb bald darauf.

In seinen späten Jahren schrieb Lodyschenski weiter, u.a. für die St. Petersburger Zeitschrift Veshnie vody (Frühlingsgewässer), und veröffentlichte 1917 sein letztes Werk, Nevidimye volny (Unsichtbares Licht).

Lodyschenski starb am 31. Mai 1917. Er und seine Frau Olga liegen auf dem Friedhof des heute nicht mehr existierenden Entschlafungs-Klosters in Tula.