Mönchsweihe

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Das Sakrament der Mönchsweihe

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Mönch bedeutet in der Übersetzung aus dem Griechischen “Einsamer”, “Einsiedler”. Die Mönche legen besondere monastische Gelübde ab, die nicht für alle Christen verpflichtend sind, jedoch jenen, die sich entschieden haben, diese Versprechen mit Gottes Hilfe zu befolgen, die Möglichkeit geben, die Höhen des geistlichen Lebens zu erlangen.

Das erste Gelübde ist das der Keuschheit. Der Mönch entsagt dem Familienleben, obwohl dieses von der Kirche nicht als etwas Unwürdiges verurteilt wird. Dieser freiwillige Verzicht erlaubt ihm, sich ganz und ohne jeden Vorbehalt dem Dienst an Gott und dem Gebet für die ganze Welt zu widmen.

Das zweite Gelübde ist das der freiwilligen Armut oder Besitzlosigkeit. Die Sorge um die irdischen Güter erfordert viel Kraft und Zeit, die der Mönch jedoch Gott allein widmen soll. Er hat keine Verpflichtungen einer Frau oder Kindern gegenüber und braucht sich deshalb auch nicht um Geld zu sorgen.

Das dritte Gelübde ist das des völligen Gehorsams seinem geistlichen Führer oder Vater gegenüber. Der Weg, den der Mönch beschreitet, erfordert eine Führung durch erfahrene Menschen, die diesen Weg schon gegangen sind und alle seine Schwierigkeiten und Gefahren kennen und deshalb auch die nötige Hilfe geben können. Um sich auf diesem Weg nicht zu verirren, muss der Mönch widerspruchslos seinem geistlichen Vater gehorchen.

Das Mönchtum umfasst drei Stufen. Die erste ist das Noviziat. Der Novize lebt wie die übrigen Brüder und unterscheidet sich in nichts von ihnen, hat aber die Gelübde noch nicht abgelegt. Der Novize prüft sich und seine Wahl. Diese Stufe des Mönchtums heißt auch Rhasophor (in der Übersetzung aus dem Griechischen “das Tragen des Rhason”), es hat sich nur die Kleidung verändert, da der Novize die Gelübde noch nicht abgelegt hat, und der Welt noch nicht gestorben ist.

Das eigentliche Mönchtum umfasst zwei Stufen: das kleine und große Schema. Mönche des kleinen Schemas nennt man oft bloß Mönche, die des großen Schemas: schimonachi oder schimniki. Die schwarze Kleidung des Mönchs erinnert an Demut, Abgeschiedenheit, ein Leben in Armut und Reue über die Sünden.

Die Weihe zum Rhasophor

Zunächst trägt ein Novize nur einen Talar (podrjasnik) und eine Skuf'ja. Bei der Weihe zum Rhasophor spricht der Abt über dem Novizen zwei Gebete und schneidet seine Haare kreuzförmig “im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes”. Danach wird er mit dem Rhason (rjasa) und dem Kamelauchion (kamilavka) bekleidet.

Das kleine Schema

Vor dem Eintritt in die Kirche entkleidet sich der Novize und verbleibt nur in einem langen Unterhemd und ohne Schuhe als Zeichen der Entsagung von der Welt und von allem, was mit der Welt zusammenhängt. Den Weg vom Kirchentor bis zu der Königstür, wo ihn der Klostervorsteher erwartet, legt der Novize der Tradition nach kriechend zurück, die Mönche bedecken ihn dabei mit ihrer Mantija und begleiten ihn auf seinem Weg mit brennenden Kerzen. Dabei wird ein berührendes Troparion gesungen: “Erlöser! Öffne mir die väterlichen Arme. Mein Leben habe ich heillos verschwendet, auf den unermesslichen Reichtum Deiner Erbarmungen blickend. Verachte jetzt mein verarmtes Herz nicht. Mit Zerknirschung rufe ich zu Dir: Ich habe gesündigt, Vater, gegen den Himmel und vor Dir.” Der Vorsteher fragt ihn, warum er hierher gekommen sei, und der Novize antwortet: “Ich verlange nach dem Leben der Entsagung, ehrwürdiger Vater.” Genauso demütig antwortet er auch auf die anderen Fragen: ob ihn nicht irgendjemand zum Mönchtum gezwungen hat, ob er bis zum Ende seines Lebens im Kloster bleiben, ob er in Keuschheit und Frömmigkeit leben, ob er auf den Vorsteher und die Brüder hören und ob er die Trübsal und Schwierigkeiten des Mönchslebens um des Himmelreiches willen ertragen wird. Darauf antwortet der Novize: “Ja, mit Gottes Hilfe, ehrwürdiger Vater.”

Der Abt legt dem Novizen ein Buch auf den Kopf und liest daraus ein Gebet, in dem er Gott, der uns verschiedene Wege zum Heil gezeigt hat, bittet, mit der Tonsur der Haare auch die irdischen Begierden des Novizen wegzunehmen.

Mönch im großen Schema

Danach schneidet der Abt die Haare des Novizen in Kreuzesform im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und nennt dabei seinen neuen Mönchsnamen. Dies ist der Name des Heiligen, dessen Fest an diesem Tag begangen wird, oder ein Name, der mit dem gleichen Buchstaben beginnt wie der weltliche Name des künftigen Mönchs. Den Namen wählt der Abt aus, und er ist dem Novizen gewöhnlich bis zur Weihe nicht bekannt.

Nach der Mönchsweihe bleibt der Mönch gewöhnlich einige Tage hindurch in der Kirche, ist bei allen Gottesdiensten anwesend und liest in den Pausen zwischen den Gottesdiensten Tag und Nacht den Psalter oder hört zu, wie ihn die anderen lesen, diejenigen, die ihm im Wachen und Beten helfen möchten.

Das große Schema

Die Weihe zum großen Schema ist ähnlich der Weihe zum kleinen Schema. Der Mönch nimmt die Schuhe und die Kopfbedeckung ab und tritt zum Vorsteher, der ihm die gleichen Fragen stellt. Der Mönch hebt dreimal die Schere auf, die der Vorsteher vor seine Füße wirft. Der Name wird im großen Schema wieder geändert. An Stelle des Klobuks bekommt der Mönch nun einen Kukul' (vom griechischen Wort Kukulion – “Kappe”). Der Kukul' läuft oben spitz aus und bedeckt den Kopf und die Schultern des Mönchs. Er ist mit Kreuzen geschmückt, die auf der Stirn, der Brust, beiden Schultern und dem Rücken liegen.

Ein Bischof, der das große Schema erhält, entsagt dem Bischofsthron, verlässt seine Diözese (d. h. er verlässt sein Amt, verbleibt aber in seiner Weihestufe) und lebt bis zum Ende seiner Tage im großen Schema.


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Siehe auch

Literatur

  • Die Mönchsweihe. Die heiligen Vollzüge des Mysteriums der Mönchsweihe in den drei Weihestufen, wie sie in der Kirche Gottes überliefert sind. Mit ausführlichen Rubriken und einem erläuternden Nachwort von S´chi Archimandrit Johannes, Verlag Dreifaltigkeitskloster Buchhagen, Buchhagen 2012, ISBN 978-3-926236-15-9.

Weblinks