Hermogenes, Mrt. und Patriarch von Moskau

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Patriarch Hermogen.jpg

Gedächtnis: 17. Februar, 12. Mai (Tag der Heiligsprechung) und 5. Oktober (Synaxis der Erleuchter von Moskau)

Der hl. Hermogenes (Germogen) lebte und wirkte zu einer Zeit, da schwere Leiden das russische Volk prüften, als große Gebiete Weißrusslands unter polnische Herrschaft fielen und der orthodoxe Glaube arg bedrängt wurde. Die Polen drangen sogar bis Moskau vor und stürmten das heilige Sergius-Dreiheitslavra.

Der heilige Hermogenes stammt aus einer Familie von Don-Kosaken und wurde um 1530 in den Gebieten zwischen Wolga und Don geboren.. Er diente zuerst als Priester an der Kirche zum heiligen Nikolaus in Kasan. Er empfing die Mönchsweihe und war 1582 bis 1589 Archimandrit im Kloster zur Verklärung Christi in Kasan. Im Jahre 1579, als er den priesterlichen Dienst in Kasan versah, übertrug er mit dem Segen des Kasaner Erzbischofs Jeremia die Gottesmutterikone von Kasan vom Orte ihrer Erscheinung in die Kirche des heiligen Nikolaus. Dank seiner literarischen Begabung schrieb der Heilige selbst die Geschichte über die Erscheinung der Ikone und über die durch sie gewirkten Wunder.

1589 empfing er die Bischofsweihe und wurde der erste Metropolit auf dem Kasaner Bischofsstuhl. Als solcher wirkte er besonders für die Bekehrung der tatarischen Bevölkerung.

1592 fand die Übertragung der Gebeine des hl. Hermann, des zweiten Erzbischofs von Kazan, statt, der am 6. November 1567 in Moskau entschlafen war. Mit dem Segen des Patriarchen Hiob vollzog Metropolit Hermogenes das feierliche Begräbnis. Auf seine Initiative hin kam es 1595 zur Kanonisierung einer Reihe von Kasaner Heiligen.

Durch all dies wurde Hermogenes recht bekannt, so dass er am 3. Juli 1606 vom Konzil der Bischöfe in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale zum Patriarchen gewählt wurde. Metropolit Isidor gab ihm den Patriarchenstab in die Hand, den einst der heilige Metropolit Peter trug.

Sein Wirken fiel aber in die Zeit der Wirren, da der vom polnischen König Szygmunt III. unterstützte Usurpator, der falsche Dimitrij, sich des Thrones bemächtigen und in Russland in päpstlichem Auftrag den Katholizismus einführen sollte. Patriarch Hermogenes trat diesen Bestrebungen mit seinen Predigten und Hirtenschreiben energisch entgegen. Die schwierigen politischen Verhältnisse jener Zeit erlegten dem Patriarchen schwere Bürden auf. In zwei Sendschreiben wandte sich der Patriarch an den Usurpator Demetrius. Als das Experiment mit dem falschen Thronprätendenten scheiterte, nachdem dieser ermordet worden war, übernahmen die Polen in Moskau selbst die Macht. Der Patriarch schickte Schreiben an das russische Volk in die Dörfer und Städte, rief sie zum Widerstand gegen die fremde Herrschaft auf und trat für die Wahl eines rechtgläubigen russischen Zaren ein. Die Einwohner Moskaus erhoben sich gegen die Polen, die den Aufstand jedoch niederschlugen und die Stadt niederbrannten. Mit Hilfe russischer Verräter wurde der Patriarch verhaftet und im Tschudow-Kloster eingekerkert. Die Polen verlangten von ihm, dass er das Volk im Sinne der polnischen Herrschaft beeinflussen sollte, was er jedoch ablehnte; er schrieb noch aus dem Gefängnis an sein Volk und ermutigte es zum Widerstand. Als er sich weigerte, den Aufstand gegen die Fremdherrschaft, der nun bald ausbrach, zu verurteilen, ließen ihn die Polen im Kerker verhungern. Den russischen Fürsten, die untereinander uneins waren, gelang es nicht, den Kreml zu stürmen und ihren Patriarchen zu befreien. Er starb am 17. Februar 1612, kurz vor der Befreiung der Stadt.

Sein Leib wurde im Tschudow-Kloster begraben und im Jahre 1654 in die Mariä-Entschlafens-Kathedrale übertragen. Die Heiligsprechung erfolgte am 12. Mai 1913. Das Leben und Wirken des heiligen Patriarchen Hermogenes gibt ein glänzendes Beispiel des Glaubens sowie der Liebe zu den russischen Menschen. Er widmet dem Vollzug des Gottesdienstes große Aufmerksamkeit. Unter seiner Leitung stand die Herausgabe des Evangeliums, der Minäen für September, Oktober, November und der ersten 20 Tage des Dezembers sowie des "Großen Regelbuches". Durch Neuübersetzung aus dem Griechischen verbesserte er Fehler, die im Laufe der Zeit durch Abschreiben entstanden waren. Seine Zeitgenossen zählten ihn zu den Großen ihres Jahrhunderts und rühmten seinen großen Verstand und seine hohe Gesinnung.

Quelle: "Gottesdienst zum Ehren aller Heiligen der Rus", Würzburg, 1987.